Besatzung Uffz. Kippe,
1. Staffel, O.U. 8.11.1944

Bericht zum Feindflug am 8.8.1944

Beim Feindflug am 8.8.1944 flog ich mit meiner Besatzung das Flugzeug He 111H-11 G1+CH. Über dem Ziele begegneten wir starker Flakabwehr aller Kaliber und wir erhielten fühlbare Treffer in der rechten Fläche, unmittelbar zwischen Fahrwek und Haupttank, am linken Motor und im linkem Höhenleitwerk. Nach Vermutung durfte das rechte Fahrwerk beschädigt worden sein, denn die Maschine zeigte sofort Lastigkeit. Wir kamen nach dem Bombenwurf gut ab und hörten wie die Besatzung der G1+IH meldete, daß sie mit 1 Motor fliege. Ich entschloß mich hierauf der abgesetzten Maschine Geleitschutz zu fliegen. Beim Drosseln der Leistung qualmte der linke Motor sehr stark und verlor in ungefähr dreifingerstarkem Strahl an Schmierstoff. Kühl und Schmierstoffanzeigegeräte standen am Anschlag. Beim Abfallen brannte der Motor, verlöschte aber wieder. Die Luftschraubenverstellung arbeitete Normal. Ich meldete dem Verbandsführer den Einmotorenflug und den Entschluß in Litzmannstadt zu landen. Trotz Schnellablaß des Kraftstoffes, überbordwerfen der Munition, einziehen der MG hielt siech der Flugzeug erst bei 1400-1500 m Höhe. FT und Beleuchtung war ausgefallen, so daß keine Funkverbindung bestand und keine Positions- oder Erkennungsleuchten gesetzt werden konnten. Der Beobachter Uffz. Adler überprüfte durch laufende Koppelung Kurs und Standort und versuchte zu franzen? Nach diesen Angaben, lief, ungefähr 40 km südostlich Litzmannstadt, der rechte Motor unregelmäßig. Die Drehzahl ließ bei einem Ladedruck von 1,13 ata nach und sprang ruckhaft. Ich drosselte unf erhöhte die Leistung nur bei 1,02 lief das Triebwerk ruhiger. Die Temperaturenanzeige stieg laufend langsam trotz vollkomen geöffneter Kühler. Den Fahrt zu halten mußte ich langsam höhe aufgeben. Bei 600-700 m Höhe ging die Drehzahl auf ungefähr 1600 U/min zurück und ich gab den Befehl zum fertigmachen zum Aussteigen. Ich konnte die Maschine nur noch mit 160-170 km/h Fahrt halten. Als sich der Funker, Ogefr. Roch zum Sprung abmeldete hielt ich noch ca. 400 m Höhe. Der Beobachter, Uffz. Adler wollte sofort beim Beobachterausstieg sprungen, schloß aber wieder die Klappe unf rief mir zu - der Motor brennt, ich springe hinten - und eilte zur Bodenwanne. Ich versuchte nun, um den Sprung zu gewährleistenm, die Maschine bei ungef. 150 km /h so lange als möglich zu halten und erst bei weniger als 200 m entschloß ich mich selbst zum Sprung durch den Flgz.Führer-Notausstieg. Beim Öffnen der Klappe, legte sich die Maschine auf die linke Seite, so daß ich nicht sofort von der Fläche freikam. Erst als das Flugzeug in die Truddelbewegung ging, flog ich nach ginten weg und zog sofort den Falschirm auf. Vor dem Freikommen von der Maschine sah ich links unter mit den geöffneten Fallschirm des Uffz. Adler stehen. Der Ogefr. Roch sah den schwebenden Fallschirm des Uffz. Adler, noch selbst am Schirm. Bei mir selbst erfolgte sofort nach dem Entfaltungsstoß die Landung. Die Maschine wurde durch Aufschlagbrand beim Orte Bedkow Kr. Petrikau um 2120 Uhr vollkommmen zerstört und setzte eine angrenzende leere Feldscheune und ein Wohnhaus in Brand. Der Ogefr. Roch wurde selbst und nach Aussage von anwesenden Zivilisten auch Uffz. Adler am Schirm schwebend, bei ausgelösten Fallschirm-Alarm von ungarischen Soldaten beschossen. Die Besatzung fand sich bis auf Uffz. Adler an der Unfallstelle ein unf waren sonst unverletzt. Beim Zusammenstellen einer Suchstreife, meldeten Zivilisten und Soldaten der Ortskommandantur Bedkowo, die sich an der Unfallstelle befunden hatten, daß ein Fallschirm unmittelbar in den Brandherd gefallen sei. Bei einsetzender Bergung wurde die abgerissene, sonst unversehrte Gliedmaße, noch bekleidet, ungefähr 5 m vom Rande des Brandes und später der verkohlte Rumpf, ungefähr 2 m entfernt aufgefunden und von der Besatzung als die leiblichen Überreste des Uffz. Adler identifiziert. Der Leichnahm wurde der Sanit.-Staffel, der zur Bergung eingetroffenen Flg.Horst-Kdtr. 111/III übergeben und nach Wolborz Kr. Petrikau 66 überführt. Die Beisetzung erfolgte durch die genannte Einheit am Heldenfriedhof 1914/1918 in Wolborz.
Der Bordmechaniker, Ogefr. Müller, bemerkte im Zielanflug, nach abgewehrtem feindl. Jagdangriff, am westlichen Weichselufer, südl. des Zieles, eine Rauchfahne mit anschließenden Aufschlagbrand.

gez. Kippe

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